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Gedanken zur Selbstbestimmtheit

Gedanken über unsere Identität

Elyse und Paula - ein eineiiges Zwillingspaar

Exkurs zum Phänomen "Bewusstsein"

Gedankenspiele bezüglich unserer Identität

Die Mystik des Einsseins

Gedanken zur Brüderlichkeit

Epilog: Gedanken zum Frühling

Symbol in Bewegung V
© Mag.art Elisabeth Schickmayr

 

 

 

Gedanken zur Brüderlichkeit

   

Alles Leben ist in der Natur verbunden und zutiefst voneinander abhängig, und dieses Prinzip gilt in noch viel höherem Ausmaß für den Menschen. Kinder, wie der mit wilden Tieren aufgewachsene Junge von Aveyron (30) , oder der in totaler Isolation aufgewachsene Kaspar Hauser, zeigen, dass bei jahrelang fehlendem menschlichen Kontakt, während der Kindheit, die Entwicklung vieler menschlicher Fähigkeiten verhindert werden. Der Mensch bedarf zu seiner Entfaltung und zu seinem Wohlbefinden unausweichlich der sozialen Integration in einer Gemeinschaft. (31)   Immer dann, wenn diese soziale Integration fehlt, wenn also jemand in keiner Gemeinschaft akzeptiert wird, entwickeln sich Neurosen und Psychosen. Umfangreiche Untersuchungen belegen, dass Desintegration zu Selbstmord (32)   oder Mord führen kann.

Die bereits mit 19 Monaten taubblinde Helen Keller konnte trotz ihrer nur schwer vorstellbaren Behinderung dank besonders umfangreicher Unterstützung Intellekt und Sprache entwickeln und sogar ihre schriftstellerische Begabung als Autorin beweisen. Im Gegensatz dazu können Kinder trotz fehlender körperlicher Mängel in Isolation kaum einen Intellekt entfalten. (33)

Abgesehen von der insbesondere für die Kindheit notwendigen familiären Gemeinschaft ist es sekundär, welche Art von Gemeinschaft die soziale Integration ermöglicht: Religionen, Nationen, alle Arten von Vereinen, politische Organisationen, und Wirtschafts- und Interessensgemeinschaften dienen diesem Zweck. In früheren Zeiten war es die Stammesgemeinschaft, der Clan, die Sippe. Wappen oder Totems waren die hochgeachteten Symbole für diese Zusammengehörigkeit.

Dort, wo sich Menschen in ihrer Selbstbestimmung wiederfinden, fühlen sie sich auch verbunden. Dort, wo sie Illusionen und Vereinnahmungen unterliegen, werden sie Probleme und Differenzen haben.

Jede Person sammelt Erfahrungen und gelangt zu Erkenntnissen. In einem konstruktiven Zusammenleben kann man gemeinsam an sich arbeiten, sich derart gegenseitig zu neuen Erkenntnissen verhelfen und damit zur Selbstverwirklichung beitragen. Vertrauen, Offenheit, Ehrlichkeit, aber auch eine gute Gesprächskultur, bei der man sich offen und unzensuriert einbringen kann, ohne dabei den anderen zu erniedrigen oder vom anderen erniedrigt zu werden, sind unabdingbar. (34)

Auch wenn man ständig an der Verringerung der negativen Einflüsse arbeitet können sie wegen unserer Begrenztheit nicht ganz verhindert werden. Vorurteile, Irrtümer, Irrlehren, Manipulationen und Neurosen wird es in unserem menschlichen Miteinander wohl immer geben.

Daher wird es auch immer Bereiche geben, in denen wir uns nicht wiederfinden können. Nur die Liebe kann uns darüber hinweghelfen. Ohne Liebe bleibt dem Menschen ein glückvolles Leben versagt. (35)

Es ist also an der Zeit, dass wir uns unserer Brüderlichkeit sowohl im Großen wie auch im Kleinen bewusst werden. Nur derart können wir uns entfalten und uns auch selbst verwirklichen. Akzeptiert man die Tatsache, dass unsere Mitmenschen unser eigenes Leben ausmachen, so wird es auch mehr Verständnis und weniger Schuldzuweisung geben.

Daher ist die Herausforderung unserer Zeit, eine Gemeinschaft zu bilden, in der die Einheit der Welt anerkannt wird, und das Zusammenleben nach globalen humanistischen Prinzipien erfolgt. In einer solchen Weltanschauung gibt es weder Platz für Dogmen, also der Kritik unzugänglich gemachte und nicht hinterfragbare, auf Ideologie oder Universalismus beruhende Lehrsätze, stammend aus Religionen, überlieferten Wertvorstellungen, nichtüberprüfbaren Prinzipien oder irgendwelchen philosophischen Konstrukten, noch für einen Relativismus, der den globalen humanistischen Prinzipien entgegen wirkenden Weltanschauungen nichts entgegenzusetzen vermag. (36)

 

   
   
   
   
 

 

 

 
     

 

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