Personale Identität: In der Philosophie gibt es verschiedene
Positionen zu diesem Begriff, wobei traditionell der Substanzbegriff eine
wichtige Rolle einnimmt. In diesem Essay wird alternativ personale Identität
als Prozess verstanden, wie sie z. B. von Anne Sophie Meincke (2019) und Marya
Schechtmann (2014) vertreten werden. Hier rückt die biologische Natur des
Menschen in den Vordergrund. Organismen, ob menschlich oder nicht, sind
dynamische Systeme die für ihre Existenz und für ihr Überleben ständig in
Kontakt und in Austausch mit ihrer Umwelt stehen müssen. Daher kann die
menschliche Person nur als Prozess verstanden werden, für dessen Identität der
Wandel grundlegend ist. Daraus folgt, dass auch Bewusstsein einer
ganzheitlichen und dynamischen Sichtweise bedarf.
Eine personale Identität zu haben bedeutet in diesem Sinne,
dass infolge der organischen, also einem ständigen Prozess unterworfenen
Körperlichkeit jede Person in seiner Ganzheit eindeutig und einzigartig ist,
und sie durch ständige Einflüsse einem Wandel unterliegt.
Prinzipien der Vernunft: Bezüglich eines globalen
Zusammenlebens wird in diesem Essay davon ausgegangen, dass es Prinzipien der
Vernunft im Sinne einer universalistischen Ethik geben könnte, denen sich das
vernunftbegabte Wesen Mensch stetig annähern kann. Es bedarf dazu eines Konsenses
in einem fair geführten Diskurs. Der Universalitätsanspruch kann nur dann
zugesprochen werden, wenn jeder andere, der in den Diskurs eintreten könnte,
ebenfalls zusprechen würde. Ausgangspunkt dazu ist die "Konsensustheorie der
Wahrheit" von Jürgen Habermas (vgl. 1973, 127-183). Als unbedingt verbindliches
Regulativ für die Konsensfindung wurde von Dietrich Böhler der "Kategorische Imperativ der Diskursethik"
aufgestellt: "Bemühe dich um diejenige Argumentation und diejenige
Handlungsweise, welche die begründete Zustimmung aller als Partner in realen,
rein argumentativ geführten Diskursen finden würde." (Böhler u. Gronke 2011,
559).
Ergänzend dazu sei angeführt, dass für Julian Nida-Rümelin
die Diskursethik "ein wichtiger Bestandteil einer umfassenden normativen Ethik"
ist. Sie sei jedoch zu sehr am "homo disputans" orientiert. Ein wesentliches
Problem sieht er darin, dass Normen für ihre Geltung der Zustimmung aller in
einem praktischen Diskurs bedürfen. Dies kann in der Praxis aber nicht gewährleistet
werden. "Die Diskursethik bietet kein Kriterium, Gerechtigkeitsfragen zu
klären. Der Interessengegensatz lässt sich nur durch inhaltliche ethische
Maßstäbe und nicht durch Rekurs auf die Individualinteressen und die
Bereitschaft, diese in einen zwanglosen Diskurs einzuführen, lösen. Kooperation
im Sinne struktureller Rationalität verlangt nach einem normativen Standpunkt,
der über die Sicherung der Kommunikationsvoraussetzungen hinausgeht." Die
Diskursethik setzt strukturell rationale Akteure voraus und kann Geltung nur
unter diesen Idealbedingungen beanspruchen (vgl. Julian Nida-Rümelin 2001, 110
- 112).
Als weiteres Beispiel für den Versuch einer
universalistische Ethik, denen sich das vernunftbegabte Wesen Mensch stetig
annähern kann, wird der kategorische Imperativ von Immanuel Kant angesehen.
Ein Relativismus im Sinne von "alles ist richtig bzw. wahr
und nichts ist falsch" wird in diesem Essay ebenso wenig vertreten wie ein
dogmatischer oder ideologischer Wahrheits- bzw. Vernunftbegriff.
Wahrheit: Bezüglich Wahrheiten in wissenschaftlicher
Hinsicht wird angenommen, "dass es eine reale Welt gibt, dass sie gewisse
Strukturen hat, und dass diese Strukturen teilweise erkennbar sind". Dies
entspricht der Position des "Hypothetischen Realismus" wie er von Gerhard
Vollmer: Evolutionäre Erkenntnistheorie (vgl. 1981, 35) vertreten wird. Karl Popper, Hans Albert und viele andere
haben das Falsifikationsprinzip als Königsweg für den Prozess des
Erkenntnisfortschritts beschrieben. Dieser Prozess sei am ehesten in der Lage,
sich der Prinzipien und Strukturen der realen Welt stetig anzunähern, bzw. sich
Abbilder von ihnen anzueignen. Mit Wahrheit ist somit ein Wissen von der
Realität gemeint, insofern es der ständigen Überprüfung standhält. Und gerade als
Techniker wird man ständig darin bestätigt, dass die Annäherungen an eine
vorhandene Realität z. B. in der Atomphysik, in der Elektrotechnik, in der
Nachrichtentechnik, oder in der Astrophysik, um nur einige zu nennen, sehr gut
standhalten, und auch mit einer hohen Treffsicherheit Prognosen ermöglichen.
Wie sonst wäre es möglich gewesen, erstmalig auf den Mond zu landen oder die
Kernenergie vorherzuberechnen.
Oder man denke nur an die Medizin, wie weit die
Behandlungsmöglichkeiten bereits fortgeschritten sind, und wie erfolgreich
viele Krankheiten geheilt werden können. Mit gutem Grund kann deshalb
angenommen werden, dass in der Medizin ein sehr umfangreiches Wissen existiert,
dass dieses Wissen der Wahrheit nahe kommt, und somit das Wissen in der Medizin
Annäherungen an Tatsachen sind.
Weiters wird bei Formalwissenschaften wie Mathematik, Logik
und Geometrie davon ausgegangen, dass zwischen "Wahr" und "Falsch"
unterschieden werden kann.
Ethik: In diesem Essay wird zur genaueren Definition
zwischen geschlossener und offener Ethik unterschieden:
Unter geschlossene Ethik wird hier verstanden, dass sie aus
dogmatischen Lehren resultiert, dadurch unantastbar ist, weder hinterfragt noch
kritisiert werden kann, und dadurch sich einer laufenden Weiterentwicklung verschließt.
Sie ist auf das Individuum bezogen, und tendiert zu Schuldzuweisungen.
Eine offene Ethik bezieht sich dagegen ausschließlich auf
das gesellschaftliche Zusammenleben, schließt dabei alles Leben mit ein, und
hat Fairness sowie Mitgefühl zur Grundlage. Sie ist konsensorientiert,
hinterfragbar, einer wissenschaftlichen Kritik zugänglich, nicht beliebig, und
steht dadurch einer stetigen Weiterentwicklung offen. Nicht auf destruktive und
lähmende, auf das Individuum bezogene Schuldzuweisungen wird gesetzt sondern
auf konstruktive und Taten setzende Wiedergutmachung.
Teile-Ganzheit Beziehung: "Konstituieren" ist ein aus der
Mereologie (37) stammender Begriff, der für die aus dem strukturierten
Zusammenwirken von Teilen synchron neu erscheinende Eigenschaft einer Ganzheit
steht. Die neue Eigenschaft tritt also gleichzeitig mit dem strukturierten
Zusammenwirken seiner Teile auf. Das Erscheinen der neuen Eigenschaft erfolgt
nicht kausal oder interaktiv, sondern synchron.
System Theorie: Insbesondere biologische Systeme können zum
besseren Verständnis in einem vertikalen Stufenbau organisiert gedacht werden.
Dabei werden im Übergang von der Mikroebene hinauf zur Makroebene neue
Eigenschaften oder Verhaltensweisen konstituiert. Es kann nur "bottom-up"
konstituiert werden.
Eine ausführliche Behandlung weiterer Begriffe und
philosophischer Positionen, die für dieses Essay von Bedeutung sind, finden
sich im nachfolgenden Kapitel "Positionierung des Textes".
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