Die Zeit des Frühlings spiegelt eine besonders bezaubernde
Phase des Lebens wieder und ist in einer wunderbaren Spirale des Seins
eingebettet:
Im Frühling erwacht alles Leben neu, um sich im Sommer voll
zu entfalten, im Herbst Früchte zu tragen und im Winter wieder abzusterben.
Aber so traurig das Sterbende zu sein scheint, so bedeutend ist sein Beitrag
zum Erwachen des neuen Lebens. Und nicht nur, dass das Leben wieder in gleicher
Schönheit erblüht, es ist jedes Mal ein ganz klein wenig mehr. Das heißt aber
nicht, dass das Alte schlechter wäre, denn ohne Altes kann nichts Neues
entstehen, birgt doch das Alte das Neue in seinem Keim in sich. Und wenn auch
so manches nicht mehr wiedererwacht, so kommt umso mehr Neues und Schönes
hinzu.
So wie es dieses Beispiel aufzeigt, findet sich dieses Prinzip
des Daseins in der Natur ständig wieder. Ist es nicht auch bei uns so, dass man
zuerst etwas Altes ablegen muss um zu etwas Neuem zu gelangen und um
letztendlich einen Schritt nach Vorne machen zu können?
Aber das Geheimnis dieses Prinzips geht noch sehr viel
tiefer. Es ist nicht nur so, dass im Kreislauf des Kommens und Gehens das Alte
das Neue in sich trägt, sondern das Alte findet sich im Neuen wieder und lebt
somit im Neuen weiter.
Aber auch diese Aussage ist noch zuwenig, das Geheimnis ist
noch viel tiefer. Aber es wird auch immer schwieriger das Ganze in Worten
ausdrücken: Das Alte ist das Neue, wenn auch das Neue ein ganz klein wenig mehr
ist.
Ist es mit unserem Bewusstsein, mit unserer eigenen
Identität, nicht ebenso? Mit jedem Tag lernen wir etwas Neues und erweitern
unser Bewusstsein und werden somit "etwas mehr", und dies, obwohl das Erleben
immer nur im ständig fließenden Augenblick des "Hier und Jetzt", also im
momentanen Augenblick stattfinden kann.
Genau dieses ständige Erweitern des Bewusstseins hat das
Potential zu immer höherer Universalität, indem es die Prinzipien der Wahrheit,
der Vernunft, und der Liebe einschließt. Ist es nicht wunderbar, wenn sich
unser Bewusstsein, oder etwas vereinfacht unser "Ich" in einer anderen
Identität, mit anderen Worten gesagt in einem "Du" wiederfinden kann?
Aber auch dieses Geheimnis geht noch viel tiefer, ist jedoch
mit Worten kaum mehr fassbar: Es ist nicht nur so, dass sich ein "Ich" in einem
"Du" wiederfinden kann, sondern in einer gewissen Weise sind das "Ich" und
"Du" eins.
Allerdings gibt es keinen Hinweis darauf, dass dieser
Kreislauf auf unserer Erde ständig so weiter gehen muss und wird; ein Ereignis
aus dem All oder der Mensch selbst kann ihn beenden. Ja, aus astronomischer
Sicht ist es eine Gewissheit, das irdische Leben wird irgendwann zu Ende
sein...
Es spricht aber wenig dagegen zu glauben, dass sich
irgendwann und irgendwo ein ähnlicher Kreislauf wiederholt und dies beliebig
oft. Welche Rolle spielt dabei schon das "Wann" und das "Wo"? Die Grenzen von
Raum und Zeit sind dann überwunden.
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